UNSEREN HASS DEN KÖNNT IHR NICHT HABEN

Wir müssen den bestehenden Trend umdrehen, dem zu Folge viele nur mehr Feindbilder bekämpfen und dabei nichts Positives mehr gestalten können.

Ob gewalttätige Demonstrationen, Messerstechereien in öffentlichen Verkehrsmitteln, Ehren- oder Eifersuchtsmorde, Zank und Korruption in Regierungen, Schreiorgien und Prügel in Parlamenten, zweifelhafte Militäraktionen oder „Heimkehr“ von Jihadisten: Scheinbar ohnmächtig stehen wir einer wachsenden Aggression und Gewalt in Familien, auf der Straße, in der Politik und zwischen verschiedenen Lagern in aller Welt gegenüber.
Geprägt von bewusster Schwarz-Weiß-Malerei und radikaler Polarisierung fällt es einem immer schwerer zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Jedenfalls sollte es zum Nachdenken anregen, wenn die Al-Kaida die Drohnen-Angriffe westlicher Geheimdienste als Waffe der Feiglinge und ihre Selbstmord-Attentäter als Waffe des Heldentums sieht. Wenn unauffällige Studenten und Familienväter zu Amokläufern werden. Wenn Asylanten sich nicht mehr als bescheidene Bittsteller sondern als fordernde Opfer einer weltweiten Benachteiligung sehen. Wenn eine Vorstadtjugend in Lebensenttäuschung und Drogenmilieus Autos abfackeln und Raubzüge veranstalten. Wenn die Jagd auf Andersgläubige, Andersdenkende und Andersseiende ständig zunimmt. Wenn sich Regierungs-Koalitionen jahrelang auf keine sinnvollen Reformen einigen können.

Sie stehen auf meinem Fuß
Klar muss noch erkannt werden, dass es auch eine unterschwellige Gewalt verbunden mit brutaler Ungerechtigkeit gibt: Wenn global privilegierte Finanz-Eliten und Konzern-Oligarchen weltweit den Menschen die Lebensweise vorschreiben, Wirtschaftskrisen heraufbeschwören, die Politik beherrschen und letztlich noch vom Staat mit seinen Steuerzahlern „gerettet“ werden. Wenn unverdientes, arbeitsloses Einkommen entsteht – sei es bei Mega-Aktionären oder bei Sozialleistungs-Missbrauch. Wenn der Druck auf Selbst-Optimierung, Leistungs- und Effizienzsteigerung ohne entsprechende Gegenleistung erhöht wird.
Jemand hat mir die Geschichte von einem Mann erzählt, dem im Bus ein anderer – ohne dass es sonst wem auffällt – auf den Fuß tritt und der trotz wiederholtem Ersuchen „Sie stehen auf meinem Fuß, bitte treten Sie beiseite“ seinen Fuß nicht zurücknimmt. Letztlich weiß sich der getretene Mann nicht anders zu helfen, als den anderen wegzustoßen, der daraufhin „Aggression!“ ruft. So empfänden die „Dritte Welt-Länder“ den Westen, die Schwachen die Starken. Ein wenig fühlen sich auch kleine und mittlere Unternehmen so, wenn sie Behörden, Steuergesetzen und Großkunden gegenüberstehen.
Im vielschichtigen Kampf um Ressourcen und Macht entsteht eine Diffusion von Krieg und Frieden. Es entsteht ein ideologischer, rhetorischer Hass, der nur mehr zerstören kann. Aus einer Mischung aus Bildungsmangel und Verzweiflung aber auch aus Überheblichkeit, Einseitigkeit und Radikalisierung.

Lesen, Beten, Arbeiten
Ich denke, dass uns – ganz gleich ob wir einer Religion angehören oder welcher wir angehören – die alten mönchischen Werte des „Ora et Labora et Lege“ einen Weg aus dieser Menschheitskrise weisen können, ich drehe Sie nur etwas um: 1. „Lege“ – Lesen steht für Bildung und Aufklärung. 2. „Ora“ – Beten steht ganz profan für Verbundenheit mit dem Ganzen, für eine emphatische Einheit aller Menschen. 3. „Labora“ – Arbeiten steht für Leistung, für einen aktiven Beitrag zur eigenen Existent und für den Erhalt der Gesellschaft.
Es gibt eine Gesellschaftsgruppe, die diesen Weg jetzt schon geht und die uns – wenn wir sie fördern statt behindern – aus dieser Krise bringen kann: Es ist der unternehmerisch denkende Mittelstand mit all seinen Unternehmern, Mitarbeitern und Partnern. Optimistisch stimmt, dass sich 3 von 5 Österreichern zu einem Mittelstand der Werte Leistung, Eigentum, Wettbewerbsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein (Gallup-Studie 2012) zählen. Er ist offen, innovativ, human und vermittelt: Schluss mit Wegschauen bei Fehlentwicklungen! Helft Menschen, die etwas lernen und beitragen wollen! Fort mit eitler, rücksichtsloser Selbstgefälligkeit! Gemeinsam was aufbauen!

Den Hass des Mittelstandes könnt ihr nicht haben
Weil er ihn nicht hat, weil er gelernt hat mit Verständnis für die Sache und Liebe zum Menschen zum Ausgleich zu kommen. Darin gehört er endlich mehr gestärkt und gefördert. Die beste Hilfe für die Schwachen und zur Abwehr der Übermächtigen sind Investitionen in die Mitte der Wirtschaft und Gesellschaft.

Wolfgang Lusak, Lobby Coach & Unternehmensberater

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