Seit über 20 Jahren arbeite ich für innovative KMU und Mittelstandsbetriebe, damit sie sich mit ihren Ideen und Projekten durchsetzen können. In den letzten 10 Jahren sind daraus oft auch Kooperationen mit mutigen, gestalterischen Kommunen geworden. Weil sie zu zweit mehr Durchsetzungskraft und auch die Bevölkerung hinter sich haben. Weil dadurch unschlagbare und existentiell wichtige Projekte entstanden sind, welch nachhaltig, verantwortungsvoll und daseins-vorsorglich wirken. Weil sie smart und grün sind.

Dabei ist es mir ein Anliegen auch hervorzuheben, welche die gefährlichste aller Polarisierungen ist und warum sich unsere Regierung, unsere Bundesländer, die Kommunal-Verbände, die Wirtschafts-Interessenvertreter, die Wissenschaft und die innovativ-nachhaltigen Mittelstandsbetriebe jetzt ganz besonderes um solche Beispiel gebenden, hervorragenden Regionen kümmern müssen.

Ohne starke Regionen gibt’s kein Überleben

 Ja, wir haben in Europa den dauerhaftesten Frieden, die stärkste Demokratie, die dynamischste Wirtschaft und die beste Sozialversorgung aller Zeiten. Aber jetzt ist es (fast) allen klar: Die Folgen des dabei entstandenen Raubbaus, nämlich Umweltzerstörung/Klimaerwärmung sowie damit zusammenhängende Massen-Migration und gesellschaftliche Polarisierung können das alles wieder zerstören. Und der Corona-Virus hält und auch im Bann und zeigt wie verletztlich die globalen Versorgungs-Ketten sind, wie sehr wir mehr Autonomie und Nahversorgung brauchen. Die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel.

Die gefährlichste aller Polarisierungen
In all diesen dramatischen Entwicklungen muss man eines erkennen: Die gefährlichste aller Polarisierungen ist die zwischen Großstadt und Land. Sie ist das unausgesprochene aber reale Extrem zwischen zentralistischer, kapitalistischer und auch links/rechts-populistischer Macht und einer zur falschen Natur-, Tourismus- und Folklore-Idylle verkommenen Region. Das liegt daran, dass die Region zwar für Wasser, Lebensmittel, Energie und Erholungsraum sorgen darf, aber eine vergleichsweise geringe Wertigkeit im Bereich der auch für sie notwendigen Infrastruktur, Web-Anbindung, Zukunfts-Technologie und Durchsetzungsfähigkeit erfährt. Natürlich wurde längst die „EU der Regionen“ ausgerufen und der österreichische Staat hat die Unterstützung für Investitionen in den ländlichen Raum und die Kleinstädte verstärkt. Aber das ist leider noch zu wenig und zu langsam.

Gegengewicht zur Smart City-Dominanz
Wenn der Meeresspiegel steigt, Müll alles vergiftet, Regenwälder und Kontinente brennen, der Humus wegschwimmt und neue Migrationswellen hereinbrechen, dann brauchen wir Regionen, die nicht die Sklaven der oft glänzend-wunderbaren, aber nimmersatten und rücksichtslosen Großstädte sind, sondern gleichberechtigte Partner am gemeinsamen Weg der verantwortungsvollen Daseinsvorsorge. Die Regionen sind zwar grün-nachhaltig orientiert, aber zu wenig digital, vernetzt und koordiniert aufgestellt, um als Gegengewicht zur Smart City-Dominanz zu fungieren.

Wir brauchen eine Bündelung von kreativen Startups, innovativen KMU, bio/ökologischer Land- und Bauwirtschaft sowie seriösen Konzernen mit den Kommunen und der Bevölkerung der Regionen. Mit gut ausgebildeten unternehmerischen Menschen der Region an der Spitze. Partei- und Verbände-übergreifend. Offen für alle Trends und dynamisch in ihren Ideen. Fair und transparent. Solche Projekte existieren bereits in den Bereichen Erneuerbare Energie, Smart Streets, Wertstoff-Management, Bau-Ökologie, Wasserhygiene usw., sie gehen alle in diese Richtung, haben aber ihre unterschiedlichen Erfahrungen und ihre großartigen Hebel noch zu wenig weiter gegeben und zu einer Bewegung zusammengefasst.

Liebe Regierung …
Wir brauchen in Österreich den Aufbau eines alle inkludierenden SMART & GREEN REGION-Projektes mit Plattform/Vereinigung, einem gute Erfahrungen, neue Methoden und Trends berücksichtigenden Lehrgang, mit einer alles Know How vereinigenden Website plus Buch, mit Events, Angebotsgruppen und einer Verankerung in der Regierungspolitik. Zur Freude des unternehmerischen Mittelstandes und der dynamischen Kommunen hat die neue, weit gespannte türkis-grüne Regierung in diese Richtung eine Fülle von sehr guten Vorhaben in ihr Programm geschrieben. Lieber Bundeskanzler Kurz, lieber Vizekanzler Kogler, liebe Ministerinnen Gewessler, Schramböck und Köstinger: Ich freue mich darauf, dass Sie und alle Kommunal-Organisationen, alle Ebenen der Wirtschaft und die relevanten Verbände da mitwirken, um der Region den Schub zu verleihen, den sie sich verdient und der Österreich als Vorbild-Land in EU und der Welt voran bringt. Um Wertschöpfung, Steuern, Investitionen und Arbeitsplätze im Land zu halten. Freier Welthandel ist OK, aber die Region wird im Kampf ums Dasein entscheiden.

Mag. Wolfgang Lusak ist Unternehmensberater, Lobby-Coach und Mittelstands-Interessenvertreter. www.lusak.at (Lusak Consulting) bzw. www.lobbydermitte.at (Lobby der Mitte)