WERDE DEIN EIGENER LOBBYIST!

Neue Studie zeigt schonungslos die zwei Gesichter des Lobbyings auf: Für die einen ist es reines Teufelswerk, für die anderen ein notwendiges Marketing-Instrument. Nach meiner in 2008 gestarteten und nun in seiner 7. Welle vorliegenden Gallup-Repräsentativ-Umfrage – auch mit einer ”Senat der Wirtschaft”-Mitgliederbefragung abgestützt – kann ich jetzt deren Haupt-Erkenntnisse präsentieren und damit Licht ins Dunkel der Lobbying-Praxis in Österreich bringen:

Obwohl Lobbying generell einen schlechten Ruf hat, sind die Assoziationen zu dem Begriff zu ca. 60% neutral/positiv und nur zu ca. 40% kritisch/negativ. Die Leute sehen Lobbying als neutrales Instrument, sie haben gelernt zwischen sinnvoller Kommunikation und primitiver Packelei zu differenzieren; für die Führungskräfte ist Lobbying fast schon was Normales. Allerdings ist die Einstellung zur Lobbying-Praxis und den Betreibern von Lobbying ziemlich skeptisch.

Denn nur 20% der befragten Österreicher gehen davon aus, dass Lobbying sauber und fair betrieben wird, 48% sind der Ansicht, dass es automatisch zu Vetternwirtschaft, Unfairness und Korruption führt. 64% der Führungskräfte haben laut Studie die Meinung, dass Lobbying sowohl zum Guten als auch zum Schlechten verwendet wird. Mein Kommentar: „Die Meisten glauben, dass Lobbying überwiegend missbräuchlich praktiziert wird. Die Führungskräften sehen das etwas positiver.”

Zur Frage „Wer profitiert vom Lobbying/Wer hat am meisten Einfluss?“ gibt es folgende Einschätzungen: Als Haupt-Nutznießer des Lobbyings werden Konzerne (77%), Politik/Regierung (75%) und die Global-Finanzwirtschaft (55%) gesehen – und das seit 2008 ständig steigend. KMU (27%), Mittelstand (20%), Sozialorganisationen, NPOs werden als wenig vom Lobbying profitierend eingestuft – KMU noch dazu rückläufig! Ich sage: „KMU und Mittelstand sind die „Lobbying-Verlierer“, sie werden als machtlos und durchsetzungsschwach gesehen. Die Führungskräfte schätzen den Lobbying-Nutzen von Konzernen mit 98% und Global-Finanz mit 83% noch deutlich höher als die Bevölkerung ein, den von KMU und Mittelstand noch etwas tiefer – Insider machen sich also keine Illusionen über die wahren Machtverhältnisse.“

Laut Studie sind nur 14% der Österreicher der Meinung, dass Lobbying „praktisch allen zugänglich ist“ aber 43% glauben, dass es nur ganz wenigen Insidern und Profi-Lobbyisten zugänglich ist. Allerdings denken 66% der Führungskräfte, dass Lobbying eine Disziplin ist, die von immer mehr Personen und Gruppierungen betrieben wird. Kommentar: ”Bei der Bewertung von Lobbying kommt es sehr drauf an, wer es betreibt. Konzernen, Globalbanken und Lobbyisten wird misstraut, aber kleinen und mittelgroßen Betriebe wünschen die Menschen mehr Eigen-Lobbying bzw. Lobbying-Unterstützung. Lobbying ist immer noch eine Art Geheim-Wissenschaft, zu der man den „eigenen“ Interessenvertretern – und sich selbst – mehr Zugang wünscht.“

Weitere Erkenntnisse: Lobbying wird immer bekannter; bei den Österreichern stieg die Bekanntheit des Begriffs Lobbying von 40% in 2009 auf 63% in 2016. Ein Viertel der Österreicher, aber nur 4% der Führungskräfte würde es gerne sehen, wenn statt der Profi-Lobbyisten nur mehr Eigen-Lobbyisten (also z.B. Unternehmer, Bürger, Einzelorganisationen) agieren würden.

Zusammenfassend kann ich aus dieser Studie und in Beobachtung der Praxis den Schluss ziehen, dass Lobbying ein altes hässliches, aber auch ein neues, schönes Gesicht hat. In einem Europa der zerfallenden Strukturen und absterbenden alten Seilschaften bringt einem das gewohnte Netzwerken, also das bloße Andocken an bestehende Groß-Lobbys immer weniger. Wenn Nationalstaaten, Parteien, Kammern und viele andere Traditions-Einrichtungen immer schwächer werden, dann bleibt einem weit blickenden Menschen und ganz besonders dem Mittelstand gar nichts anderes übrig, als eigene Lobbys aufzubauen. Es gibt einen steigenden Bedarf an Lobbying und Lobbying-Know How, um sich damit in der Zukunft mit seinen Ideen, Innovationen und Projekten durchsetzen zu können. Meine Botschaft: Lobbying ist alternativlos – überlasse es aber nicht den Profi-Lobbyisten und werde Dein eigener Lobbyist!

Unternehmensberater und Koop/Lobby-Coach Mag. Wolfgang Lusak

ZU STUDIEN-CHARTS und FOTOS:
Link zur LUSAK/GALLUP-Repräsentativ-Befragung (n=1000)
Link zur LUSAK/GALLUP-Senat der Wirtschaft-Mitgliederbefragung (mit Vergleichen zur Repräsentativ-Befragung):

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