Warnung vor den Warnenden!

Ob vor Schwarz-Blau, Rot-grün, Krankheiten oder sonstigen „gefährlichen“ Entwicklungen: Immer mehr und gerade in Vorwahlzeiten wird gerne „auf Teufel komm raus“ gewarnt.

Die Perfidität der meisten Warnenden besteht darin, dass Sie uns mit einer als Warnung bezeichneten Negativ-Botschaft vorgaukeln, sie würden sich um viele Menschen sorgen und sie vor akutem schwerem Schaden beschützen wollen. Sie versuchen sich damit in eine Reihe zu stellen mit Meteorologen, die vor Unwettern, mit Verkehrsberichterstattern, die vor Geisterfahrern und mit Ärzten, die vor falscher Ernährung und übermäßigem Alkoholkonsum warnen. Sie tun so, als ob es ihnen um das Wohl der Bevölkerung ginge:

So warnen die Lehrergewerkschaften vor einem Sparpaket für Beamte
und einem nicht gemeinsam beschlossenen neuen Lehrerdienstrecht
zum Erhalt ihrer „wohl erworbenen Rechte“. So warnen die
Bauernvertreter vor Dürre und steigenden Preisen, mit Hinblick auf
für sie „notwendige“ Zuschüsse aus Staatsmitteln und Mehreinkommen.
So warnen die Globalbanker vor der Transaktionssteuer und zwingen 5
Jahre nach dem Bankencrash immer noch die Politik in die Knie. So geben
Konzern-Manager – köstlich verdreht – eine Gewinnwarnung heraus
(obwohl sie eigentlich eine Verlustwarnung ist), wenn sie an den Börsen
frühzeitig das Schlimmste verhindern müssen. So warnen manche mit Pharma- und Medizintechnikindustrie verbrüderte Schulmediziner vor heimtückischen Viren und Horror-Epidemien und bringen so ihre neuen Produkte ins Spiel. So warnen Parteichefs vor den Koalitionen der anderen, legen mit „Dirty Campaigning“ noch nach und wundern sich über weitere Image-Abstürze ihres Berufsstandes.

Sie begehen damit drei Unredlichkeiten – man könnte auch sagen Todsünden – gegen die Stimmung in unserer Gesellschaft, auf der ja unsere Leistungsfähigkeit und Solidarität beruht:

1. Sie machen mehr Angst vor etwas als dass sie Lösungen für ein Problem anbieten
2. Sie gerieren sich als Experten und Richter in einem Prozess, in dem sie in Wahrheit nur Parteienstellung haben
3. Sie – und das ist das Schlimmste – warnen vor etwas, bei dem nur diejenige Minderheit von Privilegierten beeinträchtigt wären, zu der sie selbst gehören

In Wahrheit sind solche Warnungen unverhohlene, brutale,
persönlich betroffen machende Drohungen gegen alle, die sich den
Warnenden entgegen stellen. Sie sind Verzerrungen der Realität,
raffinierte Vergehen gegen die Mehrheit der Bevölkerung, um von eigener
Nichtleistung, Verantwortungslosigkeit und Gier nach Geld und Macht
abzulenken.

Dabei gäbe es auch solche, deren Warnungen berechtigt sind, die sich
aber erstaunlich zurück halten oder kaum wahrgenommen werden: So
sollte der Mittelstand mit seinen Arbeitgebern und Arbeitnehmern (68%
der Österreicher bekennen sich zu ihm) nicht müde werden auf die Gefahr
ihrer weiteren Benachteiligung gegenüber kapitalistischen
Globalkonzernen und durch steuerlich-bürokratisch-soziale Überlastung
hinzuweisen. Weil eine Mitte-lose Gesellschaft im globalen Wettbewerb
rasch zur mittellosen wird, wohin ja derzeit England, Frankreich und auch
Amerika steuern.

In Vorwahlzeiten wird gerne auf Teufel komm raus gewarnt – und der
kommt dann auch raus! Deshalb sollten wir gut aufpassen, das
hinterhältige Spiel der schamlosen, nur für ihre Partial-Interessen
Warnenden durchschauen und ihnen die rote Karte zeigen. Wir brauchen
eben eine starke Lobby der Mitte, die den falschen Propheten sagt: Haltet
endlich den Mund!

Mag. Wolfgang Lusak, Lobby-Coach und Mittelstands-Experte

Write a comment: