Umverteilung von Reich zu Arm? Lüge!

Gerade die beiden Regierungsparteien haben bezüglich Ihrer Mittelstandsnähe noch einiges zu erklären

Die am meisten irreführende Lüge ist, dass eine steigende Umverteilung von Arm zu Reich stattfindet. Richtig ist vielmehr, dass eine steigende Umverteilung von Mittelstand zu Reich erfolgt. Den Armen kann man kaum mehr was wegnehmen, im Gegenteil, sie müssen – zu Recht – zunehmend gestützt werden. Die ganze Wahrheit ist daher, dass eine Umverteilung von Mittelstand zu Reich und Arm erfolgt und bei diesem Prozess immer mehr Mittelständler (Chefs und Mitarbeiter) aufgeben oder absacken und selbst unter die Armutsschwelle kommen.
Das ist ein total gefährlicher Prozess. Es zeigen in Europa einige große Länder, wo wir hinkommen, wenn wir den Mittelstand ausbeuten. In Frankreich versucht Präs. Hollande verzweifelt den Mittelstand wiederaufzubauen, weil von den Konzernen und den unzähligen EPU & Working Poor zu wenige Steuereinnahmen kommen. In Spanien und England ist es ähnlich: Zu wenig innovative, produzierende Mittelbetriebe, zu viele Dienstleister.
Die ganze Wahrheit ist auch, dass so eine Umverteilung mit gleichzeitiger Leistungsfeindlichkeit, mit Schuldenpolitik, mit Bürokratie und schwachem Bildungswesen die Wettbewerbsfähigkeit, den Standort und letztlich Staat und Gesellschaft ruiniert.
Nur 6% Gewerbevertreter im NR!
Mögliche Ursachen für falsche Umverteilung und Schwäche des Mittelstandes: a) Die Menschen und Medien blicken gerne auf Extreme. Wir alle hören auch fast nur von Reich & Schön und Arm & Hässlich, dazwischen fällt der Mittelstand oft als langweilig unter den Tisch. b) Der Mittelstand hat kein klares Profil, er hat keine genau definierte Zielgruppe, kein klares Image. Lippenbekenntnisse und nicht gehaltene Versprechen an den Mittelstand führen daher zu keinen Konsequenzen. c) Es fehlt an Mittelstands-Präsenz in Parlament und Landtagen: Nur 6% der NR-Abgeordneten sind lt. Parlamentsstatistik Mitarbeiter oder Chefs aus dem Gewerbe. d) Der Mittelstand ist eingepfercht zwischen den Groß-Lobbys der Global-Konzerne und Investmentbanken einerseits sowie einer Parteiklientel wie z.B. Pensionisten, Beamte, Gewerkschaften andererseits. Die einen bringen der Politik Wahlspenden, die anderen Wählerstimmen. e) Das Schlimmste: Lethargie, Nicht-Engagement und fehlendes Lobbying-Know How der Mittelständler selbst. In den KMU-Interessenvertretungen ist die Lobbying-Durchgängigkeit und Koordination zwischen den einzelnen Ebenen und Branchen zu schwach.
Die Mittelständler, die Österreicher und die Führungskräfte erkennen diese gefährliche Entwicklung längst: Sie sehen den Mittelstand lt. repräsentativer Gallup-Studie seit 6 Jahren als permanent absteigende Verlierer im Kampf um Einfluss und Durchsetzung: Nur 15% sehen da den Mittelstand als Profiteur. Während aktuell 67% die Global-Konzerne, 47% die internationale Finanzwirtschaft und 60% die eigene Regierung als Gewinner im Lobbying sehen. Gleichzeitig wünschen die Österreicher niemandem sonst meh als dem Mittelstand, dass er mehr Lobbying betreiben sollte. Erstaunlich: 68% der Bevölkerung (so viel wie 2,5 sog. Großparteien) bekennen sich zu einem Mittelstand des Eigentums, der Leistung, der Fairness und der Nachhaltigkeit. Das Erstaunliche an der Politik: Diese Informationen sind bekannt, werden aber sehr wenig ernst genommen.
Die Pensionen sind sicher? Die Wirtschaft gehört entfesselt?
Liebe SPÖ! Sie setzen sich ein für aufstrebende EPU, unterstützen auch Großunternehmen, wenn es um viele Arbeitsplätze geht. Das ist alles positiv, aber von Unterstützung für die Mittelständler, die auch jede Menge Probleme haben, hört man kaum was. Bitte berücksichtigen Sie, dass die Umverteilung vom Mittelstand zu Arm und Reich nicht endlos fortgesetzt werden kann. Und wenn Minister Hundstorfer dann verkündet „Die Pensionen sind sicher“, kann man nur sagen: Nicht, wenn von einem kaputten Mittelstand keine Steuern mehr fließen können.
Liebe ÖVP! Sie sind die traditionelle Partei des bürgerlichen Mittelstandes. Bitte fragen Sie sich aber, ob Ihre Aussage „Wir brauchen eine Entfesselung der Wirtschaft“ wirklich ganz am Punkt ist. Weil zur Wirtschaft ja auch die Banken und die Konzerne dazu gehören. Und die sollten wir sicher nicht noch weiter entfesseln, sondern im Gegenteil: Wir brauchen eine bessere Bankenkontrolle und Finanzierungssteuerung, eine treffsichere Besteuerung der Hi-Speed-Transaktionen und eine bessere Verhinderung des Verschiebens von Konzern-Gewinnen in Steueroasen. Sprechen Sie daher bitte von einer notwendigen Entfesselung des Mittelstandes! Globalbanken und Konzerne sind ja diejenigen, die dem Mittelstand einerseits kein Geld geben und andererseits viel Geld kosten.
Auch die Opposition sollte ihre Politik noch mehr auf den Mittelstand ausrichten und für den Fall ihrer Regierungsmitwirkung diesbezüglich klare Konzepte vorlegen.
Der Leitspruch lautet nicht „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut!“ sondern „Geht’s dem Mittelstand gut, geht’s uns allen gut!“
Mag. Wolfgang Lusak
Lobby-Coach, office@lusak.at, www.lusak.at

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